Bei dem Werk „Gipfelflieger“ handelt es sich um ein farbig gefasstes Holzrelief, das die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur auslotet. Einzelne Teile und Fragmente aus massiver Eiche fügen sich zu einem Wandbild zusammen, das damit zu einer neuen, verdichteten Komposition findet. Die Bildfläche lebt von einem intensiven Dialog zweier ungleicher Formen: Auf der linken Seite verankert eine grüne, geometrische Struktur das Geschehen – sie weckt Erinnerungen an eine alpine Schutzhütte oder einen Unterstand. Ihr gegenüber, die rechte Bildhälfte dominierend, bäumt sich eine gewaltige, rötlich-organische Form auf. Man könnte darin einen massiven Felsrücken im Abendlicht sehen oder aber eine abstrahierte, menschliche Figur, die sich dem Berg entgegenstellt. Weitere, kleinere Elemente in leuchtend blauen, dunklen und hautfarbenen Tönen verstärken das Rätselhafte dieser Erscheinung. Technisch wird dieser Kontrast durch die rohe Kraft des Materials unterstrichen. Die bewusst sichtbar belassenen Spuren der Kettensäge formen eine wilde, zerklüftete Oberfläche, die dem Wandobjekt seine enorme physische Präsenz verleiht. Es ist ein Beispiel für die Metamorphose des Materials: Das, was von anderen Prozessen blieb, wird hier transformiert in ein eigenständiges Unikat zeitgenössischer Holzkunst, das den Betrachter einlädt, eigene Geschichten von Gipfeln und Höhenflügen zu entdecken.